Lese- und Soundperformance rund um ein handschriftliches Textunikat namens CODEX KEDUBE
DIE PERFORMANCE
Zukunft und ihr schöpferisches Wummern
Auf Grönlands Wassern treibt eines Morgens die Frage: Was können Kunst und Literatur in einer erschöpften Welt leisten? Mit seiner poetisch-performativen Antwort kreist das gecko art-Duo Evelyn Blumenau und Walter Kreuz um unterschiedliche MÖGLICHKEITSFORMEN DER ZEIT. Mittels Text, Klang und sprechexperimentellen Passagen wird der Erdgeschichte ein höchst fiktives Kapitel kurzerhand hinzugefügt: Aus dem Grönlandwal, dem einzigen Säugetier, das weit über 200 Jahre alt werden kann, hätte sich die Unterart KEDUBE entwickelt – und mit ihr ein Gespür für Zukunft generell, für eine Zukunft, welche der menschlichen Zivilsation und ihrem schöpferischen Geist zugedacht ist. Der Performance-Text ist dem „CODEX KEDUBE“ entnommen, einem handgeschriebenen Kunstbuch-Unikat von gecko art, welches zur Aktion mitgeführt wird und zum Lesen vor Ort einlädt. Begleitet wird die Performance von Soundtracks nachempfundener Gesänge des Grönlandwals. Der Performancetext (von Walter Kreuz) enthält zudem Zitate von Michel Foucault und Immanuel Kant.
Nach Performance-Terminen bei der Literatur Biennale im Wiener WUK und in den Büchereien Seestadt-Aspern, Pannaschgasse und Pappenheimgasse sind die Traumbilder am 04.12. in der Akademie der Bildenden Künste Wien zu hören – und zu sehen:
MI, 04.12.2024, 18.00 Uhr
Bibliothek der Akademie der Bildenden Künste Wien
Schillerplatz 3, 1010 Wien
Dieser Termin ist gleichzeitig Auftakt des Projektzyklus „MIT FEDER, LUFT & LINSE UNTERWEGS„. Blumenau & Kreuz werden von Dezember 2024 bis März 2025 explorativ ausschwärmen und die Traumbilder des „CODEX KEDUBE“ mit ausgewählten ästhetischen Forschungsfeldern (outdoor und indoor) in schöpferische Wechselwirkung bringen.
CODEX KEDUBE
Ein „Hand“-Buch aus Federschrift, rauem Papier, Bindfaden und Leim
Nachdem der Text zu den „Traumbildern eines Grönlandwal“ im Frühsommer 2024 fertig geschrieben war, wurde nach seiner Fertigstellung nicht sofort für die Performance-Bearbeitung aufbereitet, sondern mit Tinte auf gewelltem Papier festgehalten, das zusammen mit Illustrationen zu einem 86seitigen Buch genäht und gebunden wurde. Dieses Unikat mit dem Titel CODEX KEDUBE begleitet alle Grönlandwal-Performances. Die Überschrift des neunten Traumbilds im Buch – MIT FEDER, LUFT & LINSE UNTERWEGS – wurde auch zum Titel des Projektzyklus. Seine Traumbilder (d.h. die Kapitel) beziehen sich thematisch und inhaltlich auf jeweils durchgeführte gecko art-Projekte aus dem Zeitraum 2000 bis 2014.
Die Lese-Performance geht mit der Präsentation dieses Buch-Unikats einher. Das Werk begleitet die Lesenden bei ihren Performance-Auftritten und bietet Besucher:innen und Interessierten ein haptisches Leseerlebnis. Buchberührungen (wie sie in Bibliotheken ständig stattfinden) oder typische Geräusche des Blätterns (die an die Lebendigkeit des Papiers erinnern) ereignen sich an einem Buchexemplar, das es nur ein einziges Mal gibt. In diesem Sinne sind alle eingeladen, den Codex Kedube als eine von vielen möglichen zeitgenössischen Kunstformen für Text-Unikate kennenzulernen.
SUFFIZIENZ
Wohltuende Reduktion und quotenfreie Zonen
In leichtem Spiel jongliert Kedube mit den Begriffen Suffizienz und Zukunft. Suffizienz bezeichnet u.a. das Notwendige, das gerademal Ausreichende und ein spezifisches Ressourcen-Minimum zur Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Grundbedürfnisse. Selbstbetrachtung, innere Ruhe, Genügsamkeit und individuelles Glücksempfinden waren seit jeher Leitmotive der Philosophie. In den Traumbildern eines Grönlandwals spielt aber auch Kunst eine wesentliche Rolle, insbesondere ihre partizipativ-dramaturgische Seite.
IDEENSKIZZEN IN LITERARISCH-AUDITIVEN FORMEN
Der Projekthintergrund zu den „Traumbildern eines Grönlandwals“
Der neuen Performance sind seit 2019 bereits mehrere Pilotprojekte (von bzw. in Kooperation mit gecko art) vorausgegangen, u.a. GRAMMATIK DER STILLE, welche im November 2023 als „begehbares Audiofeature“ im Wiener Theater Spielraum präsentiert wurde. Den Mittelpunkt dieses Audioformats bildete ein 6qm Meter großes vierteiliges Ton-Bild in Acryl/Öl, auf welchem das WESEN DER ZEIT dargestellt ist. Dieses Wesen gab den Anstoß, Audioperformance mit visuellen Elementen zu verbinden und wurde zur KEDUBE. Auch am Buchdeckel des Codex findet sich die Figur wieder. In ihrer über 30jährigen Projektgeschichte war es Evelyn Blumenau und Walter Kreuz stets ein Anliegen, künstlerische Konzepte als Modell-Experimente für zukünftige Wirklichkeiten zu sehen. Zukunft kann möglicherweise nur dann in der Gesellschaft Fuß fassen, wenn sie zu einem Gutteil künstlerisch gedacht wird. Der Grönlandwal wird jedenfalls so lange träumen, bis dieses schöpferische Wummern zum Alltag wird …