gecko art-PROJEKTGESCHICHTE, Teil 2: 1997-2009
Das Gehen, das Schreiten und das Schlendern
1997 war das LESE-UFO nicht völlig verschwunden, doch (nach einigen Experimenten 1996) verhalf unsere Erfindung des rollbaren Hebekrans der 5m hohen RIESENMARIONETTE GULLIVER zu aufrechtem Gang – und dies vollkommen motorlos, aber dafür mit kräftiger Stimme, die mit TeilnehmerInnen an speziellen walking acts-Stationen aufgenommen wurde. GULLIVER bewanderte 6 Jahre lang über 100 regionale und internationale Festivals (u.a. Theaterfestival Brno/CZ, Königliches Schloss Warschau, Straßenkunsttreffen Krakow und Wroclaw/PL, Kulturhalle Andrychow/PL).
1998 bewegten wir uns ‚vierbeinig’ mit der ersten Winter-Freiluftaktion SCHLITTEN MIT DEM LACHENDEN RENTIER. Eine lebensgroße, lebendig wirkende Rentiermarionette zog einen Schlitten, der als Klangobjekt und Hörstation von Erzählungen der Sami, Samojeden, Tschuktschen und Inuit fungierte.
Im selben Jahr ließen wir auch das WANDER- und SPRACHENSCHIFF vom Stapel, eine 8m lange Segelschiffattrappe auf versteckten Rädern, auf dem wir gemeinsam mit jungen MatrosInnen, Steuerleuten und KapitänInnen sowie mit verborgenen Ton- und Sprachaufnahmen Stadtzentren, Festival-Areale und Fußgängerzonen über einen Zeitraum von 12 Jahren schiffbar machten. Mit RENTIER und WANDERSCHIFF kehrten wir für einige Jahre zu unseren Theaterwurzeln zurück. Entlang der walking act-Routen schlüpften wir an Straßentheaterstationen in die Rollen u.a. der legendären Kapitänin Elissa, des glücklosen Steuermanns Sir Alfreds, der beiden Jägertölpel Aslak und Lasse und des Ungeheuers Stallo oder des Fischers Anateq, der vor den Augen seiner Schwester Anukka zum Lachs wurde. Dramatisiert wurden die Erzählungen, die zuweilen unter extremen Bedingungen aufgeführt wurden (plus 38° bzw. minus 18°C), von Evelyn Blumenau.
Freiluftstation der anderen Art konnten wir im Rahmen des Lesefestivals Rund um die Burg neben dem Wiener Burgtheater realisieren. Im Rahmen einer 15jährigen Kooperation (1996 bis 2011) boten wir jedes Jahr ein thematisch neues HÖRSPIELPROJEKT für junge Menschen an. Die Jahrtausendwende 1999/2000 begrüßten wir mit dem JAHRTAUSENDMUND, einem überdimensionalen Rachen, der im Kremser Stadtpark mit den Stimmen und Ideen von SpaziergängerInnen Zukunftsvisionen aller Art lautstark, frech und ungeniert von sich gab. Eine Freiluftaktion – beinahe eine Luftaktion – war zwischen 2004 und 2007 VILGOR UND DIE TORKELTAUBE, bei der ein 3m hoher Riesenvogel piepsend und quatschend eine Flugzeug-Toninstallation zog – Schritt für Schritt auf ebener Erde.