Genau. BRETT – diese uncharmante Bezeichnung für ein zugeschnittenes Stück Flachholz hat uns inspiriert. DAS BRETT als Tischfläche, als Arbeitsfläche, als Bauelement. DAS BRETT aber auch als Klangobjekt, welches sich der Digitalisierung mit jeder Faser und jedem Astloch erfolgreich widersetzt.
DAS BRETT hat uns nicht mehr losgelassen.
Mehr noch – Audioarbeiten, Radiostücke, Hörspiele erhalten nach und nach ihre Plätze auf DEM BRETT, werden zu Audios AM BRETT oder kurz: zu BRETTcasts. Mal sehen – nein: mal hören, ob zwischen mp3-Codierungen und BRETTmaserungen Impulse hin und her springen. Höchstwahrscheinlich, vermuten wir. Audio AM BRETT schwingt also (das Holz, welches sich als Buche entpuppt, macht mit, versteht sich, aber wohl nicht im standardmäßigen 44100 Hertz-Bereich).
Wir tragen DAS BRETT ins Audiolabor. DAS BRETT trägt Stimmen & Sound.
Audio AM BRETT reflektiert, BRETTikettiert, spiegelt die Zeit IM BRETT, verzögert, hält inne, beschleunigt. Ja, manchmal geht es BRETT auf BRETT, auch was Vision und Fantasie anbelangt. Dies führt uns zum Wortspiel (gesprochen oder gesungen), zum Stimmspiel, zum BRETTspiel. Doch nicht ohne Genuss, denn KäseBRETT und BRETTljause sind immer dabei. (hoffen wir zumindest für die Hungrigen unter den HörerInnen).
Hörprobe zur Lese-Performance FRAGEN AN MICH SELBST
AM BRETT 147 / 31.07.2024: Wohin führt sie uns eigentlich, diese Liebe? Wie fühlt er sich an, dieser Abgrund oder wie könnte er sich anfühlen? ‚Liebe ist ein Abgrund‘ eröffnet Raum für neue Assoziationen. Dieses Gedicht ist Teil der Lese-Performance FRAGEN AN MICH SELBST. Stimme, Text und Produktion: Evelyn Blumenau
Im Laufe des Projekts GRAMMATIK DER STILLE der Initiative DAS SPRECH entstanden mehrere audiovisuelle Sequenzen, die bei Zwischenpräsentationen wie auch bei der 3tägigen Schlusspräsentation im Theater SPIELRAUM vorgestellt wurden. Zu sehen sind Auszüge aus den Outdoor-Ergebnissen zu „Bon Voyage und ab in die Dinge“ (Wahrnehmungs-Zeitfenster in den Wiener Bezirken Leopoldstadt, Landstraße und Josefstadt sowie „Ein Tanz mit den Sinnen“ (mit Grundüberlegungen und Gedankenschleifen zu Immanenz und künstlerischer Sinneswahrnehmung).
Wir danken allen Teilnehmenden für die produktive städtische Sinneserweiterung. Nähere Infos sind auf der Projektseite der Initiative DAS SPRECH zu finden.
Hier zu hören sind Auszüge aus dem begehbaren Audiofeature, dem ersten Tonwerk des Projekts. Die vier Teile klangen jeweils aus Tonstationen im Studioraum des Theaters SPIELRAUM und „betönten“ simultan das ausgestellte Großbild. Es zeigte eine gemalte Paraphrase auf das „Wesen der Zeit“. Auf der Bildhinterseite war aus weiteren vier Tonquellen ein Soundtrack zu hören – das zweite (und instrumentale) Tonwerk des Projekts GRAMMATIK DER STILLE.
v Auszug/ LOOP 1: ‚Wenn die Infinitive ruhen‘ (Originallänge: 21:02)
v Auszug/ LOOP 2: ‚Zwischen längster Sekunde und kürzester Ewigkeit‘ (Originallänge: 20:22)
v Auszug/ LOOP 3: ‚Die Kunst des Wartens‘ (Originallänge: 19:44)
v Auszug/ LOOP 4: ‚Der Moment vor dem Lächeln‘ (Originallänge: 21:07)
v Auszug / Soundtrack ‚Moment der Eigenprägung‘ (Originallänge 03:20:00)
Stimmen und Produktion: Evelyn Blumenau und Walter Kreuz
Featuretext: Walter Kreuz
Soundtrack ‚Moment der Eigenprägung‘ und Produktion: Evelyn Blumenau
Gesamtleitung und Projektträger: Initiative DAS SPRECH
Zum Inhalt des 82minütigen Audiofeatures
In assoziativen wie informativen Gedankenbögen umkreist der künstlerische Audiotext den Mut zur Stille und versteht sich als Plädoyer für das Innehalten. Ein Innehalten, das dem Akt der Sinneserfahrung mitunter vorausgeht. In poetischer Form wird der Stille eine „Grammatik“ zugeschrieben, zunächst mit Fokus auf den Infinitiv, „auf Worte in ihren Nennformen. Und auch auf Worte in ihrer Unbestimmtheit in Bezug auf Ort, Zeit und Zweck“.
DIE KUNST DES WARTENS
Stille wird in Relation zu „Warten“ gesetzt, zu „Menschen, die warten“, ihren Wartezeiten und Warte-Positionen. So etwa wird das Firmament über Wien als „sichtbarer Ausläufer von gigantischen Warte-Skulpturen“ bezeichnet. Als gäbe es – gemessen an den großen Zeiträumen von hypothetischen Reisen im interstellaren Raum – eine „kosmische Wartekonstante“. Eine „Kunst des Wartens“ kann sich entfalten, und dies, ohne manch negative Erscheinungsformen des Wartens außer Acht zu lassen. Eine Kunst des Wartens als Kulturtechnik? Es wäre ein Szenengut des „kraftfreien Wartens“, wie es auch dem Abwarten und Zuwarten gebührt. Wartepositionen sind vielfältig – wie etwa das „Steh-Warten“, „Hock-Warten“, Sitz-Warten“ oder „Schweif-Warten“ – letzteres verbunden mit dem Appell „Hört, ihr Leute, lasst euch treiben, schweift und schlendert, schwebt und lebt!“. Einer Bewertung der Welt wird eine „Bewartung“ derselben hinzugefügt. Anstelle von Gutachten treten sogenannte „Zeitachten“.
WAS ZU BEWARTEN BLEIBT
Es geht auch ohne Lähmung und Resignation. Und so wird eine Einladung ausgesprochen, eine Einladung zur Bewartung von Schreckensmeldungen, von Schlagzeilen, von einer Sprache der Verführung, eine Bewartung von politischem, wirtschaftlichem und beruflichem Sprachmissbrauch. Und damit ist keineswegs passives Warten gemeint, vielmehr das kritische Potenzial von Stille und Immanenz.
Der Audiotext endet mit einem Ausblick auf das „Wesen der Zeit“. Was es ist, und in welchem Bezug es zu einem Säugetier steht, das ein unvorstellbar hohes Alter erreichen kann, bleibt zu „bewarten“.
UND WAS SAGEN PROJEKTTEILNEHMENDE ZU WAHRNEHMUNG, ZEIT & CO?
Im Rahmen der „Wahrnehmungs-Zeitfenster des ersten Projektphase von GRAMMATIK DER STILLE führte das Projektteam kurze Interviews mit Teilnehmenden, die an der Medienstation des Schlusspräsentation hörbar waren. Es ging u.a. um besondere Wahrnehmungs-Erlebnisse, aber auch darum, was man das Wesen der Zeit fragen würde, wenn man die Gelegenheit dazu hätte …
v Interviewsammlung zu Sinneserfahrung und zum „Wesen der Zeit“ (29:00)
AM BRETT 146 /22.11.2023: In Kooperation mit dem Verein DAS SPRECH übernahmen Evelyn Blumenau und Walter Kreuz die Audioproduktion und erarbeiteten Hörmodule zum interdisziplinären Projekt GRAMMATIK DER STILLE, welches im Herbst 2023 durchgeführt wurde. Im Projektmittelpunkt stand die Thematik „Wahrnehmung als künstlerischer Akt“ und deren partizipative Ausgestaltung. Es entstanden drei Kurzaudiovisionen in den Bezirken Leopoldstadt, Landstraße und Josefstadt sowie ein audiovisueller „Tanz mit den Sinnen“ (Gedankenschleifen zum Projekt) und eine Interviewsammlung mit Projektteilnehmenden. Alle Audiovisionen und Hörbeiträge wurden an einer Medienstation im Rahmen der dreitägigen Projektpräsentation vorgestellt.
Stimmen: Evelyn Blumenau und Walter Kreuz
Text: Walter Kreuz
Produktion: gecko art
AM BRETT 142 /28.10.2022: Eine Frage wandert durch die Zeiten: „Wie leben, wie überleben, wie weiterleben?“ sind grundlegende Fragestellungen des Menschseins. Gutes Leben auf der einen, richtiges Leben auf der anderen Seite – wo liegt der Unterschied zwischen beiden? Ist Wohlstand nur eine Spielart von Bequemlichkeit und Unbeweglichkeit? Liegt die substanzielle Ausrichtung des individuellen Lebens in Hymnen an ungebremstes Wachstum, an Überfluss & Co? Die Ereignislage der Gegenwart (Pandemie, Krieg, Klimawandel) – wie auch Zeitenwenden, Krisen und tiefgreifende Veränderungen generell – ruft anscheinend grundlegende Fragestellungen ans eigene Leben auf den Plan. Nicht nur Peter Handke hat in seiner „Chronik der laufenden Ereignisse“ 1971 die WIE LEBEN-Frage“ formuliert (Suhrkamp, Frankfurt/M 1971, ISBN 978-3-518-36503-8, S 10ff). Das gecko art-Team thematisierte 2012 angesichts des „Arabischen Frühlings“ die WIE LEBEN-Frage in seiner Textperformance „WIE LEBEN, ohne*ohn mindestens einmalemal am Ta*ag“. Doch bereits vor fast zwei Jahrtausenden entwickelte Marc Aurel den Gedanken der „Sorge um sich selbst“ – und eröffnete damit die bis heute anhaltende Suche nach dem „richtigen Leben“.
Dinge in der Hand, die Sachen machen
Vom Sich-Schützen mit dem Finger am Abzug
Radiofeature der Gruppe gecko art / 21:10
AM BRETT 132/29.08.2016: Im Radiofeature wendet sich eine kleine Faustfeuerwaffe mit eigener und eindringlicher Stimme mehrmals an ihren Besitzer, um das „gegenseitige Besitzverhältnis“ zu vertiefen („Du hast mich in der Hand – aber ich habe dich ebenfalls in der Hand“). Zur Sprache kommen außerdem Überlegungen u.a. zu Sicherheit, individueller Bewaffnung, Gewaltmonopol des Staates, Selbstschutz, subjektivem Sicherheitsgefühl, zu Freiheit und Waffen, zu Waffenpsychologischem Gutachten und zum Österreichischen Waffengesetz 1996.
AM BRETT 130/10.03.2016: In diesem Radiostück (eine erweiterte Version von Wunderbarer Schreck) geht es um das Phänomen des Schrecks, das von Politik und Medien nicht selten für ihre eigenen Zwecke instrumentalisiert wird. Aber was ist Schreck überhaupt, was bedeutet er tief in mir selbst, was löst er aus? Meine Schrecke, deine Schrecke weiterlesen →
AM BRETT 125/17.08.2015: What will remain when the Earth has passed away? – That’s the topic the audio piece ‚In the Line with Earth‘ deals with. Phenomena and uniqueness of the planet Earth and its (intelligent) life are brought to mind. The song ‚What Will Remain‘ plays a main part and becomes a plea. In the Line with Earth weiterlesen →
AM BRETT 129 / 12.01.2016: Der Tatort – ein gut besuchtes Lokal in Wien. Die Erzählstimme lenkt das Ohr zu einem der Gasthaustische, an dem sich Ungewöhnliches ereignet. Drei Mitglieder des ‚Komitées zur Vertiefung der allgemeinen Diskurs-Unfähigkeit‘ sitzen an einem Tisch. 3 oben 6 unten / oder / DER HUND IST DUMM weiterlesen →
AM BRETT 128 / 11.11.2015: In diesem Audiostück ist es der gleichlautende Satz, der das vergebliche Unterfangen, „sich selbst“ sehen und erkennen zu können, in Text und Sound umsetzt. Stets kann man/frau/mensch nur eine (gespiegelte) Kopie von sich selbst wahrnehmen. Dies ist die Wiedergabe meines Gesichts weiterlesen →